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Haßloch oder Willingen?

Während mehrere Vereinskameraden ins größte Dorf von Rheinland-Pfalz pilgerten, suchte Oscar Vranckx über Pfingsten sein Schachheil in Willingen. Wo sonst Heerscharen von Junggesellen und Kegelclubs das Mittelgebirge zum Ballermann umfunktionieren, öffnet der Sauerlandstern alljährlich seine Pforten für die Deutsche Jugend-Einzelmeisterschaft. Von den 800 Spielern der Altersklassen U8 bis U18 hatte RLP-Meister Oscar (begleitet von seinem Bruder Gabriel als Sekundanten) einen Startplatz in der Kategorie U12 ergattert, deren Startrangliste von FM Christian Glöckler angeführt wurde. Angesichts der vielen begleitenden Eltern, Geschwister, Privattrainer (!) und der Landesdelegationen – auf die 24 regulären Spieler unseres Bundeslands, davon drei aus Heidesheim, kamen nochmals sechs Trainer und Betreuer der Schachjugend RLP – musste selbst Deutschlands größtes Hotel die Segel streichen und Gäste in andere Hotels ausquartieren.
Nach der mit Lichteffekten und Feuerwerken gespickten Eröffnungsfeier warteten alle auf die Auslosungen für Runde eins am nächsten Morgen. Trotz der mehrstündigen Vorbereitung mit GM Sergey Galdunts kam Oscar gegen den Saarlandmeister Arju Prashanthakumar nicht über ein Remis hinaus, konnte jedoch am Nachmittag trotz unbekannter Eröffnung den ersten vollen Punkt einfahren. Gegen Tingrui Shen (DWZ 2073) stand Oscar stets besser, wickelte jedoch vorschnell in ein verlorenes Endspiel ab. So blieb wenigstens genügend Zeit, die Sommerrodelbahn und die Freizeithalle zu nutzen, in der mehrere Tischtennisplatten, Badmintonnetze, Kicker und Fußbälle zum physischen Ausgleich lockten und in der nicht wenige Kinder unter Beweis stellten, dass Schach genau der richtige Sport für sie ist.
In Runde vier führten mehrere Rechenfehler leider zur bitteren Niederlage, bevor Oscar im rheinland-pfälzischen Duell gegen David Sarian einen Zittersieg „erblitzen“ konnte. In Runde sechs konnte Oscar, nachdem er seinen Gegner regelrecht erdrückt hatte, einen weiteren Zähler und fast zwei Stunden Rest-Bedenkzeit verbuchen. Den Hattrick vervollständigte er in Runde sieben nach schöner taktischer Kombination.
Bedauerlicherweise fand sich in Runde acht für den geopferten Bauern nie recht eine Kompensation, so dass Oscar noch einen Bauern und später die Qualität hinterherwarf, um sich dann nach in Windeseile selbst forcierter Damenabwicklung in aller Ruhe dem Hotelschwimmbad und dem Völkerballturnier widmen zu können. Am letzten Tag konnte Oscar hingegen einen positiven Schlusspunkt setzen, so dass final 5,5 Punkte und Platz 17 auf der Scorecard standen.
Und Gabriel?
- 4,5 Punkte aus 7 im offenen U9-Turnier mit der bitteren Erkenntnis, dass man „j’adoube“ vor dem Berühren der Figur sagen muss,
- Platz 26 von 49 im Familienblitz-Turnier an der Seite seines Bruders samt Remis gegen einen 1296er
- und dem Ziel, nochmal in den Sauerlandstern zu fahren…
Christian Vranckx