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Zurück zur Übersicht07.04.2024
Endlich wieder Grenke Open!
Und wir waren dabei! Besser gesagt: 12 Mitglieder der Schachfreunde: Jan Burkhardt, Kai Föst, David und Johannes Gärtner, Eric Gärtner-Fritz, Clemens Gieringer, Hans-Peter Hafner, Tobias Hannappel, Dominik Kloos, Julia Korsten, Uwe Michalski und Siri Prüßner. Der Relaunch des weit über die Landesgrenzen hinaus sehr beliebten Grenke Opens in Karlsruhe war lange ersehnt worden. Zuletzt in 2019 vor Corona durchgeführt, war zunächst gar nicht sicher, ob es je wieder eine Neuauflage geben würde. Der Veranstalter hatte die Schachwelt lange im Ungewissen gelassen und urplötzlich Anfang Februar dann die Ausschreibung herausgegeben. Wie groß die Fangemeinde ist konnte man schon daran erkennen, dass es innerhalb von 2 Tagen schon 500 Anmeldungen gab! Am Schluss standen über 2.800 Schachbegeisterte auf der Anmeldeliste! Etwas Bewegung ist immer noch drin, aber letztendlich traten sagenhafte 2.601 Schachspielerinnen und Schachspieler an, um sich mit anderen am Brett zu messen. Damit wurde das Grenke Open 2024 zum bislang größten gewerteten Schachturnier der Welt - und wir 12 Schachfreunde mittendrin.
Während andere die Ostertage für Familienbesuche, Ostereiersuche, Kurzurlaube oder einfach zum Relaxen nutzen, machten wir uns schon am Gründonnerstag auf den Weg nach Karlsruhe für die erste Partie. 9 Runden waren angesetzt; die letzten beiden Partien am Ostermontag.
So viele Schachverrückte an einem Ort sieht man nicht alle Tage, so viele Schachbretter unter einem Dach - einfach unvorstellbar! Das Turnier war eine organisatorische Meisterleistung sowohl von der Logistik als auch der Technik. Wie lange es wohl gedauert haben mag, 1300 Schachbretter aufzubauen - mit 41.600 Schachfiguren? Die Menschen drängten sich in den beiden Sälen. Die Massen waren teils unüberschaubar. So konnte es durchaus sein, dass man Spieler, von denen man wusste, dass sie anwesend waren, an keinem der Wettkampftage zu Gesicht bekam. Wer nicht gefunden werden wollte, der konnte hier gut untertauchen. Ich hatte durchaus Mühe, meine beiden Söhne im Turniersaal zu finden. Irgendwann fing ich an, mir vor Rundenbeginn Spickzettel zu schreiben - man hatte sonst kaum eine Chance, den Überblick zu bewahren, wer gerade an welchem Brett im Turniersaal spielte. Ein Durchkommen zu den wenigen Aushängen mit den Auslosungen war oft problematisch. Gerade vor der 1. Runde am Gründonnerstag gab es die Paarungen noch nicht online; 2.600 Spieler*innen drängten sich gleichzeitig vor den wenigen Aushängen, und es dauerte bald eine halbe Stunde, bis alle ihr Brett gefunden hatten und spielbereit waren. Generell waren die Auslosungen immer heiß ersehnt und ließen teils ewig auf sich warten, da sich dann doch an dem einen oder anderen Brett eine Partie über 6 Stunden Spielzeit erstreckte. Kurz vor der Auslosung der 9. Runde machte die Technik dann für kurze Zeit gänzlich die Biege. Die Tunierhomepage zeigte zu unser aller Entsetzen nur noch Volapük an, und wir dachten schon, dass wir in dem ganzen Datensalat unsere Auslosung suchen sollten, doch nach gefühlt ewig andauernden 10 Minuten war dann doch die ersehnte letzte Runde auf dem Bildschirm.
Die Ergebnisse der Schachfreunde konnten sich sehen lassen:
Im B-Turnier:
5,5 aus 9 Punkten erzielten Jan Burkhardt und Johannes Gärtner. Jan, der gerade in den ersten Partien ganz oben mitspielte - Runde 6 sogar an Brett 7 - knackte die 1900 DWZ (1904). Johannes, der mit Rang 270 rund 300 Plätze über Setzplatz endete, konnte sich über einen DWZ-Gewinn von 39 freuen. Unser neues Mitglied Clemens Gieringer schaffte 5 aus 9 Punkten und Rang 319 (von 1177) und wurde dafür mit einer Einstiegs-DWZ von 1754 belohnt. Kai Föst, der später anreiste und das erste Spiel aussetzte, erlangte 4,5 Punkte aus 8 und Dominik Kloos 4,5 Punkte aus 9 Spielen. Beide endeten rund 180 Plätze über Setzplatz und konnten sich über leichte DWZ-Zuwächse freuen. David Gärtner schaffte 3,5 aus 9 Punkten und damit ein DWZ-Plus von 15 und endete rund 130 Plätze über Setzplatz. Uwe Michalski erzielte in einem sehr starken Teilnehmerfeld 4 aus 9 Punkten und Siri Prüßner 3 aus 9 Punkten. Julia Korsten schloss das Turnier mit 2,5 aus 9 Punkten ab und konnte sich über einen sensationellen DWZ-Zuwachs von 90 DWZ freuen.
Um es kurz und knapp mit den Worten meines Sohnes David zu sagen: „Es war toll, aber anstrengend!“ 5 Tage bzw. 9 Runden Schach zu spielen geht an die Substanz. Da ist am Ende schon mal die Luft raus. Mein Sohn Johannes, der mit einer starken Erkältung nach Karlsruhe gereist war und das ganze Turnier lang damit zu kämpfen hatte, meinte nach der 9. Partie und 40 gespielten Schachstunden: „Das Remis hat mein Ergebnis nochmal abgerundet. Aber mehr war jetzt auch nicht mehr drin bei mir. Mein Kopf war am Schluss total leergefegt von Gewinnideen.“
Im C-Turnier:
Unser neues Mitglied Tobias Hannappel schaffte 4,5 aus 9 Punkte und wurde dafür mit einer Einstiegs-DWZ von 1173 belohnt. Hans-Peter Hafner, der fleißigste Turniergänger der Schachfreunde Mainz (in 2023 besuchte er 8 Turniere!), beendete das Grenke Open mit 3,5 Punkten aus 9 Spielen.
Ich persönlich durfte mich über 4 Punkte aus 9 Partien freuen. Hier wurde mir schmerzlich bewusst, dass es im Schachsport nicht nur um Kenntnisse und Fertigkeiten, um Strategie und Taktik geht, sondern auch um psychologische Kriegsführung. Dieser Umstand wird offenbar bereits den Jüngsten im Training vermittelt, und natürlich wurde ich mit Vorliebe genau gegen diese gelost. Bereits vor der Partie versuchten sie, mich mit subtilen Fragetechniken mürbe zu machen („Wie heißtn Du?“, „Wie alt bistn Du?“, „Wieviel DWZ hastn Du?“, „Bist Du gut!?“). Sehr cool auch der Vorstoß mit „Sie spielen aber ganz normal, oder? Nicht Caro-Kann oder so ein Quatsch!?“ Während der Partie folgten dann gerne taktische Scharmützel der Marke “So schreibt man den Zug aber nicht auf!“. Auch sehr beliebt: Nach jedem MEINER Züge den Mundwinkel hochziehen und mehrmals fragend die Schultern zucken, dann nach dem eigenen Zug die Faust ballen und „Ja! Ja!“ rufen, Aufspringen, mehrere Kumpels herbeiwinken und ihnen die aktuelle Stellung zeigen. Dann noch wiederholt während der Partie fragen: „Gibst Du auf!?“. Sehr gut gefallen hat mir auch direkt die Frage eines Spielers nach dem 2. Zug: „Wollen wir gleich Remis machen? Ich will nämlich noch ein Autogramm von Magnus Carlsen holen.“ Davon abgesehen hatte ich aber sehr viel Spaß.
Das große Highlight des Turnierwochenendes war natürlich das parallel zum Open stattfindende Chess Classic Turnier, dass in der Schwarzwaldhalle zusammen mit etwa 800 Spieler*innen des A-Turniers ausgetragen wurde - mit Magnus Carlsen, Ding Liren, Maxime Vachier-Lagrave, Richard Rapport, Vincent Keymer und Daniel Fridman, dem Gewinner des letzten Opens aus 2019. Aber auch das A-Turnier war mit Spielern der erweiterten Weltspitze wie Arjun Erigaisi, Hans Niemann, Matthias Blübaum, Rasmus und Frederik Svane und vielen weiteren erstklassig besetzt. Daneben fanden sich im Saal zahlreiche weitere Promis, wie beispielsweise dem bekannten Turnierorganisator Hans-Walter Schmitt, IM Frank Zeller (Bundesligaspieler und Redakteur der Zeitschrift ROCHADE), sowie dem bekannten Streamer Geothios Souleidis alias „The Big Greek“.
Ein Stuttgarter Arbeitskollege, der als Zuschauer angereist war und mir zufällig über den Weg lief, fragte mich als Allererstes: „Du tust dir DAS hier an!?“ Aber logo - mit Vergnügen! Und im nächsten Jahr sind wir wieder mit dabei!
Eric Gärtner-Fritz
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