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Zurück zur Übersicht16.06.2023
Und noch schnell ein zweites Schachturnier…
Was macht man, wenn man schachverrückte Kinder hat? Man verbringt 9 Tage seines Pfingsturlaubes, der so gut wie parallel zu den Pfingstferien lag, auf Schachturnieren - und das quasi ab dem Nachmittag des letzten Arbeitstages bis zum Sonntag Nachmittag vor dem ersten neuen Arbeitstag (nur unterbrochen von einer paar Tagen Kulturtrip nach Berlin). Sind wir eigentlich noch zu retten? Nach der an dieser Stelle bereits hinreichend gewürdigten Tour zu den Internationalen Schachtagen an Pfingsten in Hassloch haben wir das verlängerte Fronleichnamswochenende dazu genutzt, beim Rhein-Main-Open in Bad Homburg anzutreten, und zwar von Mittwoch den 07.06. bis Sonntag den 11.06.2023. Der meistgehörte Satz beim Hassloch-Open war gefühlt „In Bad Homburg wollte ich eigentlich auch spielen, habe mich aber leider zu spät angemeldet!“, und so schätzten wir uns glücklich, über die Nachrückerliste noch ins Turnier gerutscht zu sein. In Bad Homburg erwartete uns ein hochprofessionell organisiertes Turnier. Nicht nur durften ausnahmslos alle der rund 200 Teilnehmer*innen an schicken Holzbrettern spielen - die Runden starteten auch alle auf die Minute pünktlich, die Auslosungen für die jeweils nächste Runde hingen gefühlt unmittelbar nach Ende der letzten Partie aus, und es gab zudem eine eigene, professionell programmierte Turnier-Homepage des ausrichtenden Vereins, auf der man alle Ergebnisse quasi just-in-time mitverfolgen konnte. So macht das Spaß! Nun ein paar Worte dazu, wie wir uns geschlagen haben:
David traf in der 1. Runde gleich auf einen Gegner mit 1868 DWZ. Für David mit seinen 1475 DWZ unschlagbar - so sollte man meinen. Doch David ist ein harter Hund. Anstatt sich in der 1. Runde zu schonen für das was noch kommen mag, kämpfte er fast 5 Stunden. Die Partie endete spätabends als eine der letzten im Turniersaal, und es rentierte sich: Remis! An Tag 2 wartete der nächste 1800er auf David, dem er nach zähem Ringen erneut ein Remis abluchsen konnte. In der Nachmittagspartie traf David dann auf einen jungen 1700er; in einer Remisstellung geriet David in Zeitnot und konnte somit nicht jede Angriffsidee seines Gegners konsequent zu Ende rechnen. Irgendwann gelang diesem aufgrund seines komfortableren Zeitkontos ein Durchbruch, und David verlor die Partie am Ende unglücklich. Danach war dann doch ein bisschen die Luft raus, und der dritte Turniertag verlief für David nicht so erfolgreich - er verlor gegen einen laut DWZ schwächeren Gegner, der jedoch sehr stark spielte und am Ende des Turniers mit einem satten DWZ-Zuwachs von fast 200 Punkten dastand. Spiele 5 und 6 gaben dann allerdings wieder Grund zur Freude - zwei Siege gegen vermeintlich schwächere Gegner ließen die Laune wieder steigen! Zum Finale gelang David noch ein Remis gegen eine Gegnerin mit 1701 DWZ - ein schöner Abschluss für ein tolles Turnier, an dessen Ende er mit 51 DWZ-Punkten plus dastand!
Johannes bekam zum Turnierauftakt keine ganz so harte Nuss zu knacken. Da er in der ersten Hälfte des Teilnehmerfeldes des B-Turniers gesetzt war, traf er auf einen schwächeren Gegner und gewann sein Spiel. Gleich in Runde 2 traf er auf einen harten Hund mit 1792 DWZ, der später um den Turniersieg spielen sollte und letztlich auf Platz 7 abschnitt. Lange stand die Partie Remis, aber nach mehr als fünf Stunden musste er sich aufgrund von unscheinbaren Nuancen dann doch geschlagen geben. In den Runden 3 und 5 reichte es für Johannes leider nur zum Remis gegen laut DWZ bzw. ELO schwächere Gegner, die aber beide ein starkes Turnier spielten, während er in den Partien 4 und 6 klare Siege einfahren konnte, worüber er sich sehr freute. Am finalen Spieltag traf er auf einen Senioren mit 1826 DWZ. Bei der Vorbereitung auf den Gegner (dessen Peak bei 2130 DWZ lag) fiel Johannes auf, dass dieser schon einmal auf seinen Mentor Jürgen Neurohr getroffen war - und gegen diesen verloren hatte. Der „Geist von Jürgen“ schwebte beim Spiel wohl über ihnen; Johannes gelang zum Abschluss des Turniers noch ein Remis. Somit endete das Open auch für Johannes erfolgreich - er rutschte von Setzplatz 34 auf 20, verzeichnete einen minimalen DWZ-Zugewinn und gewann sogar einen Ratingpreis in der Jugendgruppe, in welcher er auf Platz 2 abschloss, sowie ein Preisgeld.
Auch ich bin wie immer hochmotiviert in das Turnier gestartet! Zum Auftakt bekam ich es gleich mit einem Gegner mit knapp 600 DWZ mehr zu tun. Zunächst noch solide begonnen, stellte ich kurz nach der Eröffnung einzügig einen Turm ein, und musste den Plan kurzerhand von „mach langsam“ auf „Attacke“ ändern, und meinem Gegner mit dem noch verbleibenden Material direkt an die Gurgel springen. Auf der Strecke zwar hübsch anzusehen, aber letztlich leider dann doch erfolglos. Deutlich besser gingen sich dann die Partien 2 bis 4 an: Gegen Gegner mit 400 bis 500 DWZ-Punkten mehr konnte ich jeweils remisieren. Kleiner Wermutstropfen: In Runde 2 und 4 lag ich laut Engine zwischenzeitlich sogar jeweils mit 6 bis 7 Punkten vorne - jedoch was hilft’s, wenn man die Partien nicht heimgeschaukelt bekommt. Partien 5 und 6 musste ich leider glücklos abgeben, war aber zumindest mit meinen Spielen an sich ganz zufrieden - that‘s life. Zumindest die finale Runde gegen einen vermeintlich schwächeren Gegner wollte ich dann aber unbedingt gewinnen, denn mit 2,5 Punkten wäre ich schon gerne nach Hause gefahren. Schon in der Eröffnung merkte ich, dass der Gegner seine Hausaufgaben gemacht hatte und solide spielte. Gleich seinen ersten, in meiner Einschätzung eher fragwürdigen Angriff dachte ich dann mit einer tödlich Springergabel kontern zu können, wie ich sie neulich bei Marina gesehen hatte; diese war damals bei ihr spielentscheidend. Leider stellte sich postwendend heraus, dass diese Gabel eher für mich tödlich war - ich verlor die Leichtfigur, und nach zähem Ringen schlussendlich auch die Partie. Mein zwischenzeitliches DWZ-Plus von 45 Punkten war damit auf schmale 7 Punkte zusammengeschrumpft. Als Tiger gesprungen, aber als Bettvorleger gelandet.
Das Turnier in Bad Homburg hat uns Dreien sehr viel Spaß gemacht, und wir freuen uns auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr!
Eric Gärtner-Fritz
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